Allgemeines

Die Kurzwelle ist wohl von allen Bereichen die interessanteste, können hier doch den ganzen Tag Sender aus der ganzen Welt empfangen werden. Was unterscheidet die Kurzwelle von den anderen Wellenbereichen, dass man hier zu jeder Zeit fast die ganze Welt empfangen kann?

Bodenwelle und Raumwelle

Von der Mittelwelle ist bekannt, dass man dort tagsüber wie auf UKW nur nahegelegene Stationen empfangen kann, nachts jedoch Sender aus ganz Europa. Der Grund darin liegt, dass zu der sog. Bodenwelle, die sich geradlinig ausbreitet und nur in einigen 100 km Entfernung empfangbar ist, abends und nachts die sog. Raumwelle hinzu kommt. Diese ermöglicht den Empfang in sehr viel weiteren Entfernungen. Möglich macht dies die Reflexion der Signale an der Ionosphäre, einer Schicht um die Erde.

Die Ionosphäre ist nun gerade so beschaffen, dass im Bereich unter 3000 kHz solche Reflexionen nur während der Dunkelheit vorkommen, während sie im Kurzwellenbereich von 3000 MHz aufwärts bis ca. 30 MHz ständig, also auch tagsüber, vorkommen können. Diesen Sachverhalt nutzt man aus, um auf Kurzwelle mit einem Programm die ganze Welt versorgen zu können. Aus diesem Grunde empfängt man auf der Kurzwelle vor allem Auslandsdienste der jeweiligen Länder, die von dort aus mit Sendungen in verschiedensten Sprachen über das jeweilige Land informieren.

Da die Frequenzen im Vergleich zur Mittelwelle höher sind, ist die Reichweite der Bodenwelle nicht ganz so groß wie dort, sie ist vergleichbar mit der Reichweite von UKW Sendern. Dafür hat man auf KW ja auch tagsüber bereits die Raumwelle, die einen Empfang ermöglicht. Jedoch kann man diese erst in einem gewissen Mindestabstand zum Sender empfangen, schliesslich muss diese ja zunächst in der Ionosphäre reflektiert werden und wieder zur Erde gelangen. Meist kann man die Raumwelle erst ab ca. 150 km empfangen, während die Bodenwelle durchaus bereits ab 50km nicht mehr empfangbar sein kann. Den Bereich, in dem weder Boden- noch Raumwelle zu empfangen ist, nennt man Tote Zone.

Empfang Kurzwelle

Die Abbildung zeigt beide Verbreitungsarten. Links Empfang durch die Raumwelle, rechts direkter Empfang über die Bodenwelle. In der Mitte kein Empfang, da in Toter Zone.

Die Kurzwellenbänder

Der Kurzwellenbereich erstreckt sich von 3000kHz bis 30 MHz. Dieser riesige Bereich ist allerdings nicht komplett für Rundfunk erschlossen, genutzt wird nur ein Teil. Amateurfunk und andere Funkdienste nutzen ebenfalls diesen Bereich. Der Rundfunk darf in mehreren festgelegten Bändern senden, von denen es derzeit 10 gibt. Diese 10 Bänder haben alle eine unterschiedliche Charakteristik, was die Ausbreitung je nach Tageszeit betrifft. Aus diesem Grunde wechseln die Anbieter z.T. die Frequenzen mehrmals täglich, um für das angepeilte Zielgebiet das optimale herauszuholen. Meist gibt es mehrere Alternativfrequenzen, die den Empfang auf zumindest einer Frequenz ermöglichen sollen, bzw. dann alle verschiedene Gebiete der Erde abdecken. Desweiteren ist die Ausbreitung der Raumwelle über die Ionosphäre auch von Monat zu Monat unterschiedlich, sodass es regelmäßig (2-4x jährlich) zu Umstellungen im Frequenzplan der einzelnen Stationen kommt.

Die Frequenzbereiche der einzelnen Kurzwellenbänder finden Sie hier:

Das Spektrum der Rundfunkwellen

Zusätzlich zu diesen 10 Bändern gibt es noch die sog. Tropenbänder, hier findet man nahezu ausschliesslich Sender aus den tropischen Bereichen, also z.B. aus Mittelafrika. Dieser Bereich kann durchaus sehr interessante Sender nach Mitteleuropa zaubern.

Im Gegensatz zur Mittel- und Langwelle beträgt der Kanalabstand auf Kurzwelle nur 5kHz.

Was kann ich wo empfangen?

Welche Station nun auf welcher Frequenz sendet und hierzulande wann empfangbar ist, würde den Rahmen dieser Internetseite sprengen, dafür gibt es dicke Bücher wie z.B. das Buch "Sender & Frequenzen" vom Siebel-Verlag, das gängigste Werk aus diesem Bereich. Dieses wird jährlich neu herausgebracht und liefert zudem während des Jahres Updates aus, um die Daten auf dem aktuellen Stand zu behalten. Zudem sei auch das World Radio TV Handbook (WRTH) an dieser Stelle genannt. Dieses listet auch die UKW-Sender aller Länder auf.

Im Internet gibt es sehr viele Seiten, die sich mit dem Kurzwellenbereich beschäftigen. Aktuelle Frequenzlisten deutsch-, englisch-, französischsprachiger u.a. Programme finden Sie z.B. unter diesem Link bei der ADDX (Assoziation deutschsprachiger Kurzwellenhörer). Eine Liste deutschsprachiger Programme auf Kurzwelle sowie aktuelle Nachrichten finden Sie auch bei unserem Dachverband AGDX, der Arbeitsgemeinschaft DX. Eine komplette und übersichtliche Auflistung finden Sie unter http://www.mwlist.org/, der MWLIST, die auch Kurzwellenfrequenzen enthält.

Amplitudenmodulation

Wie auf Mittelwelle, so wird auch auf Kurzwelle amplitudenmoduliert gesendet. Was das genau ist, können Sie im Artikel über die Mittelwelle nachlesen. Für die Klangqualität bedeutet das, dass Kurzwellensendungen ähnlich klingen wie die auf Mittelwelle. D.h, sie sind in Mono, klingen relativ dumpf und sind Störungen relativ stark ausgesetzt. Bei Kurzwelle kommen noch die durch die ständig sich ändernde Ionosphäre ständig wechselnden Empfangsbedingungen hinzu, was in manchen Fällen zu schwankender Signalstärke führt. Allerdings ist die Kurzwelle der einzige Bereich, in dem man mit nur einem Sender theoretisch nahezu um die ganze Welt kommt.

Die Zukunft der Kurzwelle

Auch wenn die Kurzwelle hierzulande nicht mehr die Bedeutung hat, die sie früher hatte, so kann sie interessierten Hörern immer noch als interessante Informationsquelle dienen. Viele Länder der Erde bieten Fremdsprachensendungen in deutscher Sprache über ihre Kurzwellensender an, die man sogar hierzulande noch empfangen kann. Ganz egal, ob Radio China International, die Stimme Rußlands oder der Polnische Rundfunk. Alle wollen über ihr Land informieren und tun dies meistens aus ihrer Sichtweise, die man in den hiesigen Medien natürlich nicht präsentiert bekommt. Aber auch Kulturelles und Interessantes über das jeweilige Land kann man hier hören. Es lohnt sich also, hin und wieder die Kurzwelle einzuschalten.

Große Hoffnungen wurden in Digitalisierung der AM-Bänder gesetzt. Das hierzu genutzte Verfahren heißt DRM (Digital Radio Mondiale) und sollte eine Renaissance für diese Wellenbereiche sein. Aufgrund der geringen Verfügbarkeit von massentauglichen Empfangsgeräten und den atmosphärischen Störungen, die auch vor digitalen Signalen keinen Halt machen, konnte sich dieses System nicht durchsetzen. Die Zukunft der Kurzwellenausstrahlungen ist derzeit ungewiss. In vielen Ländern wurden die Kurzwellensendungen eingestellt oder auf ein Minimum reduziert. In den letzten 10 Jahren haben viele Auslandsdienste ihre Tätigkeiten ins Internet verlagert oder ganz aufgehört zu existieren. Inlandsdienste in Entwicklungs- und Schwellenländern werden weiterhin auf Kurzwelle verbreitet.